Das Grauen – The Changeling (1980)

Originaltitel: The Changeling (1980)

Produktionsland: USA

Genre: Horror / Mystery

FSK: 16

Länge: 102 Minuten

Regie: Peter Medak

Darsteller: George C. Scott, Trish Van Devere, Roberta Maxwell, Melvyn Douglas, Jean Marsh, John Colicos u.a.

Ein guter Horrorfilm braucht keinen vor Blut triefenden Plot, keine rasanten Verfolgungsjagden und vor allem keine hektischen Kameraschnitte. Eine gute Story, überzeugende Schauspieler, gut ausgewählte Filmmusik und wohldosierte Gruselszenen reichen aus um dem Zuschauer eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. The Changeling ist ein Film, der das beherzigt.

Während in der heutigen Zeit viele Horrorfilme geprägt sind von einem sehr hektischem Spannungsaufbau und immer mehr blutig in Szene gesetzten Slashermomenten, bilden Filme die einen gesetzten, leisen Horror vertreten heute fast schon die Ausnahme. Um ein Musterbeispiel eines solchen ruhigeren Films zu Gesicht zu bekommen, sollte man ins Jahr 1980 zurückgehen. The Changeling schafft es durch feine, wohldosierte Spannungsmomente den Zuschauer bei der Stange zu halten.

John Russell (George C. Scott) ist Komponist, und zieht sich nach dem Unfalltod seiner Frau auf einen alten Landsitz zurück, um sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu bekommen. Doch schon bald häufen sich in der alten Villa unheimliche Vorkommnisse und John beginnt furchteinflößende Stimmen und Geräusche zu hören. Als er den seltsamen Dingen auf den Grund gehen will, entdeckt er durch Zufall im obersten Stockwerk ein verstecktes Kinderzimmer, in dem sich nur eine Musikbox und ein Rollstuhl befinden. Der Hausbesitzer stellt Nachforschungen an und kommt einem großen, düsteren Geheimnis auf die Spur. Mit Hilfe einer Seance versucht John der Geschichte des Hauses auf den Grund zu gehen.

George C. Scott überzeugt in seiner Rolle als trauernder Komponist der sich in seine Arbeit stürzt, um den Kummer zu verarbeiten. Das eigentlich Geniale an The Changeling ist jedoch, wie es Regisseur Peter Medak geschafft hat, mit sehr einfachen Mitteln ein Höchtsmaß an Spannung zu erzeugen. Laufende Wasserhähne und knallende Türen erschaffen eine tolle Gruselatmosphäre. Der Einsatz von bedrohlicher Musik und unheimlichen Geräuschen tut sein Übriges. Das beginnt beim Pfeifen des Windes im Vorspann, die hämmernden Geräuschen, die den Hauptdarsteller und den Zuschauer fast in den Wahnsinn treiben, leise Klaviermusik, Spieluhrenklänge, bis hin zur Untermalung des großen Finales. Die tollen Kamerafahrten durch die großen Zimmer der alten Villa erinnern stark an Stanley Kubriks The Shining, der im selben Jahr in die Kinos kam.

Und trotzdem is der Film kein billiger Rip-Off, sondern ein eigenständiger gut in Szene gesetzter Horrorfilm der 80er Jahre. Es ist schade, dass dieser Film neben Kubriks Meisterwerk oft in Vergessenheit gerät, denn viele Ideen und Sequenzen des Filmes kann man als Vorlage oder Inspiration für spätere Horrorwerke erahnen. So ist beispielsweise der Einsatz einer Seance als Horrorelement in neuen Filmen wie Das Waisenhaus oder Insidious möglicherweise auf The Changeling zurückzuführen. Auf die Idee zum Film kam man durch die Erfahrungen des Autors Russell Holt (Ähnlichkeit des Namens zum Hauptdarsteller inklusive) in einem viktorianischen Landhaus, dem ein Medium damals die Geschichte des Wechselbalgs erzählte (als Wechselbalg bezeichnet man einen durch böse Geister untergeschobenen Säugling). Dieser Ausdruck wurde namensgebend und passt (wie so oft) viel besser als der im Deutschen gewählte Titel „Das Grauen“. Dies trübt den Filmgenuss aber natürlich überhaupt nicht.

Fazit:

Für Adrenalinjunkies ist der Film nicht zu empfehlen, denn Regisseur Peter Medak lässt sich Zeit den Spannungsbogen aufzubauen und versucht zunächst den Umgang des Protagonisten mit seiner Trauer zu zeigen, bevor das titelgebende Grauen hereinbricht. Alle anderen sollten dem Film unbedingt eine Chance geben, denn es ist ein prägnanter, subtiler Horrorfilm der alten Schule, der keine Wünsche offen lässt. Für Fans von The Shining und Wenn die Gondeln Trauer tragen ein Muss.

Bewertung: 8 / 10 Sternen

Trailer:

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